Verletzlichkeit – Der Schlüssel zu echten, tiefen Verbindungen

Hello my Love,

wenn man das Wort Verletzlichkeit hört, hört es sich im ersten Moment schmerzhaft an. Es hört sich an, als würde man verletzt werden. Als wäre es etwas höchst Negatives. Ich möchte dir im heutigen Blog zeigen, dass Verletzlichkeit ganz und gar nicht negativ ist, sondern vielmehr zu echten und tiefen Bindungen zu deinen Mitmenschen führt.

Doch was bedeutet es verletzlich zu sein? Hierzu würde ich gerne meine eigene Definition mit dir teilen. Verletzlichkeit für mich ist eine Kombination aus den Grundpfeilern Selbstliebe, Authentizität und Vertrauen. Diese greifen ineinander über und eine Trennung ist nur schwer möglich, jedoch möchte ich dir meine Definition mit Beispielen näher erläutern:

• Selbstliebe: für mich bedeutet Selbstliebe im Zusammenhang mit Verletzlichkeit, dass ich meine Gefühle, meine Ideen, meine Vorstellungen, meine Intentionen, meine Stärken und Schwächen erkenne und anderen zeige. Insbesondere dann, wenn wir eine negative Eigenschaft anderen gegenüber offenbaren entsteht Verletzlichkeit. Tief im Inneren haben wir Angst, wegen unserer vermeintlichen Unzulänglichkeiten abgelehnt zu werden.
• Authentizität: sie ist sehr eng verwoben mit der Selbstliebe. Sie geht jedoch für mich im Hinblick auf Verletzlichkeit noch ein Stück weiter und bedeutet für mich, dass wir unser Inneres nach außen kehren – ohne Kompromisse. Im ersten Schritt (Selbstliebe) erkennen wir unsere Innere Landschaft und im zweiten Schritt (Authentizität) erleben wir diese auch im Außen. Sprich wir erzählen unserem Partner, wie wir uns beim Streit gefühlt haben, wir sagen unserem Chef, dass wir uns unfair behandelt fühlen, wir sprechen mit unseren Freundinnen über unsere Gefühle.
• Vertrauen: auch das Thema Vertrauen hat natürlich Überschneidungen mit den zwei vorhergehenden. Für mich bedeutet Vertrauen, nachdem wir unser Inneres nach außen gekehrt haben loszulassen. Zu vertrauen. Manchmal fragen wir uns danach, wie es bei dem anderen angekommen sein mag, weil wir meist kein direktes Feedback erhalten. Hier gilt es loszulassen, zu vertrauen, dass unsere Gefühle einen Platz in unseren Verbindungen haben, dass die richtigen Menschen an unserer Seite bleiben und die falschen aus unserem Leben entfernt werden.

Wie kann die Anwendung der beschriebenen Grundpfeiler einen tollen Effekt auf deine Beziehungen haben? Wir Menschen sind fühlende Wesen. Es gibt nichts Schöneres, als zu erkennen, dass man nicht alleine mit seinen Gefühlen ist. Die richtigen Menschen werden auf die Offenbarung deines Inneren positiv reagieren. Du zeigst dich, mit allen Ecken und Kanten. Du vermittelst damit ein starkes Vertrauen in die andere Person. Zudem erkennt der Andere weitere Gemeinsamkeiten, die er mit dir hat. Die richtigen Menschen werden mit Empathie darauf reagieren. Lass mich hier kurz auf den Begriff Empathie eingehen. Brené Brown erklärt den Unterschied zwischen Sympathie und Empathie sehr gut in ihrem Buch “The Power of Vulnerability”. Sie beschreibt den Unterschied mit einem Bild, welches ich nachfolgend aufgezeichnet habe:

Dieses Bild beschreibt die beiden Begriffe meiner Meinung nach sehr gut. Während man bei Sympathie von außen darauf schaut und etwas in der Richtung “oh du Arme” sagt, geht Empathie viel tiefer. Es geht bei Empathie darum, sich in das Gefühl hineinzugeben und mit in den Graben zu steigen. Dafür muss man sich gar nicht mit der spezifischen Situation, die der andere beschreibt identifizieren können, sondern lediglich das Gefühl, was der andere empfindet, ebenfalls empfunden haben und nun nochmals nachempfinden können. Es bringt natürlich nichts, wenn man sich so tief in das Gefühl des anderen hineingibt, sodass ihr beide im Graben feststeckt und nicht mehr hochkommt. Es gilt vielmehr, sich in das Gefühl hineinzuversetzen, es jedoch nicht zu deinem Gefühl zu machen. Dem Anderen ist in schwierigen Situationen meist nur wichtig, dass Du an seiner Seite bist, nicht was du sagst. Wenn wir Sympathie empfinden tendieren wir dazu, sofort in die Lösungsfindung zu gehen. Bildlich gesprochen sind wir über den Graben gebeugt und versuchen sogleich den anderen herauszuholen. Empathie und im Übrigen auch Verletzlichkeit entsteht, wenn wir das Gefühl des Anderen aushalten.

Ich habe sehr viel von den “richtigen Menschen” geschrieben. Dieser Blog soll dich nicht dazu motivieren, sofort rauszugehen und dem Beisitzer in der U-Bahn deine Lebensprobleme zu erzählen. Vielmehr sollte Verletzlichkeit nur mit den Menschen kultiviert werden, die sich das Recht verdient haben, in dein Inneres Einblick zu bekommen. Es gibt nämlich auch Personen, die zu viel von ihrem Inneren mit der ganzen Welt teilen. Diese Menschen wollen keine Empathie eines Einzelnen, sondern suchen vielmehr nach der Sympathie vieler.

Du hast sicherlich Menschen in deinem Leben, denen du womöglich bislang nicht viele deiner Gefühle geteilt hast. Fange langsam an und steigere dich. Es ist am Anfang ein komisches Gefühl deine verletzliche Seite zu zeigen, weil man das Gefühl bekommt, man stehe völlig nackt vor dem Anderen und man gibt ihm die Macht über uns. Jedoch wirst du nach einer gewissen Zeit der “Übung” feststellen, dass sich eure Beziehung vertieft und der Andere sich ebenfalls öffnet und von seinen Gefühlen, Ängsten, Misserfolgen etc. spricht. Meiner Meinung nach ist das eine Beziehung, die sich jeder von uns wünscht. Es braucht nicht viele Menschen an deiner Seite, um dich geliebt zu fühlen. Ein oder zwei Menschen, mit denen du eine besonders tiefe Beziehung hast, sind ausreichend.

Wie du Verletzlichkeit konkret in deinem Leben einbringen und üben kannst, erfährst du im nächsten Blogbeitrag. Ich freue mich, dass Du diesen Blog liest und ich hoffe, dass ich dir mit einer Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrung helfen kann, ein Leben mit Selbstliebe zu führen.

XOXO, Mirela

Weiterführende Links:
Ted-Talk von Brené Brown: Brené Brown: Die Macht der Verletzlichkeit

Buch von Brene Brown: Verletzlichkeit macht stark!